Isenfluh - Schynige Platte

Via Berna Etappe Nr. 14

Erlebnisbericht

Viele Höhenmeter, aber es lohnt sich

Frühmorgens teilen wir uns den Zug von Interlaken nach Lauterbrunnen mit vielen Ausflügler*innen. Noch ein wenig verschlafen steigen wir in Lauterbrunnen in das kleine Postauto. Alle Plätze sind belegt, sodass einige Passagiere während der rund 20-minütigen Fahrt stehen müssen. «Wieso haben sie nicht ein grösseres Postauto im Einsatz», frage ich mich. Doch schnell wird mir klar wieso. Die Strasse hoch nach Isenfluh ist schmal und kurvig – es bestehen kaum Ausweichmöglichkeiten für den Gegenverkehr. Ein Grossteil der Strecke verläuft durch einen Tunnel. Wir steigen an der Endstation aus und bestaunen die Aussicht, während sich alle anderen Mitfahrer*innen auf den kurzen Weg zur Seilbahn in Richtung Sulwald begeben. Für uns geht es statt hinauf hinunter, steil hinunter, zu Fuss. Kaum im Wald, erleben wir die erste Überraschung. Ein Rascheln ist zu hören und kurz darauf springt eine Gämse nahe am Wegrand durch die Büsche. Leider etwas zu schnell für unsere noch verschlafenen Reflexe, um die Kameras zu zücken. Nach rund einer Stunde erreichen wir Zweilütschinen und geniessen die ersten – und letzten flachen Meter bis nach Gündlischwand. Ab hier geht es stetig berghoch. Ganze 1300 Höhenmeter, ohne auch nur einen einzigen flachen Abschnitt, müssen wir überwinden. Das ist uns nicht ganz bewusst, als wir die ersten Höhenmeter in Angriff nehmen. Unser Tempo ist hoch, auch weil wir versuchen, den vielen Fliegen und Brämen zu entkommen. Nach den ersten Höhenmetern – und leider auch den ersten Stichen – haben wir es geschafft und drosseln unser Tempo leicht.

Zwei Drittel des Aufstiegs liegen im Wald. Ungünstig wegen der schönen Aussichten, die einem entgehen, aber sehr vorteilhaft im Kampf gegen die Hitze, die an diesem Tag herrscht. Umso mehr geniessen wir zwischen den mächtigen Baumstämmen und an den wenigen kleinen Lichtungen die Aussicht. Oder suchen wir nur einen Grund, um ein wenig zu verschnaufen? Wir lassen das Waldstück hinter uns und erreichen ein kleines Plateau, von welchem wir hinter dem Männlichen Eiger, Mönch und Jungfrau erblicken. Schon wieder ein guter Grund für eine Trink- und Fotopause. Je näher wir unserem Ziel kommen, desto mystischer erscheint das Dreigestirn. Wir wandern an Kühen vorbei, lassen auch noch die letzten Höhenmeter hinter uns, ehe wir hinter dem nächsten Felsen den Bahnhof Schynige Platte erspähen. Das lang ersehnte Süssgetränk und das Gipfelbier kommen mit jedem Schritt näher. Wir bemerken erst auf den letzten Metern, wie beliebt die Schynige Platte als Ausflugsziel ist. Überall Personen, die ihre Kameras für Erinnerungsfotos zücken. Ganz anders während dem Aufstieg, nur eine einzige Familie kreuzte unseren Weg. Nach dem ersehnten Getränk und einer kleinen Pause schiessen auch wir unsere Erinnerungsfotos und gesellen uns erschöpft, aber glücklich neben die Ausflügler*innen in die Schynige Platte Bahn. Auf dem Weg nach Wilderswil geniessen wir die letzten tollen Aussichten – und gönnen uns zwischendurch ein kleines Nickerchen.

Für dich unterwegs: Mara Kurz und Christoph Bill