Völlig normal in Grindelwald
Nicht entgehen lassen dürfen Sie sich eine Velogemelfahrt – dieser einspurige, lenkbare Sportschlitten dient den Grindelwaldern seit 1911 im Winter als Fortbewegungsmittel. Im Februar findet in Grindelwald jeweils die Velogemel-Weltmeisterschaft statt – mitmachen darf, wer will.
- Bahnhof Grindelwald
- Kaufmann Sport
- Skiservice Egger, Grindelwald Grund
In den Jahren 1910 - 1911 erfand Christian Bühlmann den Veloschlitten. Für den Rahmen verwendete er Eschenholz, für Kufenhalterung, Lenker und Sattel eignete sich Ahorn. Zwei Grindelwalder Schmiede stellten die Kufen her.
Am 1. April 1911 betrat der Grindelwalder Sager Christian Bühlmann das Eidg. Amt für geistiges Eigentum in Bern, um ein Patent für seinen „veloähnlichen Holzschlitten“ anzumelden. Er legte den Beamten den genauen Plan vor für seinen "Einspurigen lenkbaren Sportschlitten".
Früher leistete der Velogemel dem Postboten gute Dienste auf seinen Touren, der Arzt benützt ihn bei Krankenbesuchen, der Bauer macht seine Einkäufe mit dem Velogemel und die Kinder fuhren damit zur Schule. In der heutigen Zeit wird der Velogemel hauptsächlich als Sport-&Freizeitgerät benützt, einige Einheimische fahren damit immer noch ins Dorf für ihre Einkäufe und Kinder benützen ihn für den Schulweg.
Nirgends sonst in der Schweiz werden Velogemel verwendet. Als Unikum werden sie jedoch in alle Welt verkauft. Käufer sind Australier, Japaner, Amerikaner, Neuseeländer und ganz einfach Liebhaber der Velogemel.
Hin und wieder fanden auch Velogemelrennen statt – und sie erfreuen sich heutzutage wieder zunehmender Beliebtheit.
Die Streckenwahl umfasst dabei jeweils nicht nur abfallende Strassen, sondern durchaus auch ebene Wegstücke. Gerade auf diesen erweist sich der Velogemel, wenn die entsprechende „Trottinett-Technik“ beherrscht wird, als zweckdienliches und energiesparendes Fortbewegungsmittel.
Aus Anlass des Jubiläums „850 Jahre Grindelwald“ wurde im Januar 1996 sogar erstmals eine „Weltmeisterschaft“ durchgeführt.
Immerhin wurde dieses nicht nur mit biederem Ernst veranstaltete Rennen durch die Dorfstrasse dank deutscher, holländischer, französischer und japanischer Beteiligung echt international, doch den Titel des Weltmeisters holte sich mit Hänsel Brunner souverän – und nicht unerwartet – ein Einheimischer.
Diese „Weltmeisterschaft“ ist bereits zum festen Bestandteil des Winterprogramms geworden.
Startgelegenheiten bieten sich für Velogemelfahrer im übrigen bei allen Schlittelrennen, die im Tal veranstaltet werden, indem stets eine separate Kategorie diesen Vehikeln vorbehalten ist. Die Erfahrung hat gezeigt, dass bei entsprechenden Fahrkünsten mit den ortsüblichen Schlitten durchaus vom Tempo her mitgehalten werden kann, nicht jedoch im Vergleich mit den heutigen Sportrodeln, den serienmässig angefertigten Wettkampfgeräten.
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